Was für die Tiefengeothermie spricht, ist die Tatsache, dass sie wie Kernkraft oder Kohlestrom rund um die Uhr verfügbar und daher grundlastfähig ist.
Allerdings sind die Energiemengen, die damit erschlossen werden, gering und alle 20 Jahre muss neu gebohrt werden. Nur zum Vergleich: Die in Karlsruhe-Neureut geplante Geothermieanlage soll ca. 6 Megawatt Strom liefern können; der Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg, der vor einem Jahr endgültig abgeschaltet wurde, lieferte kontinuierlich 1460 MW Strom.
Aufgrund der geringen Menge an Strom ist stattdessen auch eher ein Anschluss ans Fernwärmenetz geplant, das von den Stadtwerken gebaut, unterhalten und gepflegt werden muss. An Wärme wird das Geothermiekraftwerk wohl in der Größenordnung von 50 MW dauerhaft liefern können, was auch deutlich weniger ist, als wenn ein Kohlekraftwerksblock quasi nebenbei, also zusätzlich zur Stromproduktion, noch Fernwärme abgibt.
Das Ganze lohnt sich eigentlich nur für den skandinavischen Investment-Fonds, der die Geothermiekraftwerke hier bei uns in der Region bauen will, weil der Oberrheingraben bereits bei der Suche nach Öl geologisch gut vermessen wurde und man weiß, was wo in welcher Tiefe zu finden ist, und natürlich aufgrund der hohen Zuschüsse vom Deutschen Staat für die sogenannten Erneuerbare Energien. Ohne diese Faktoren käme keiner auf die Idee, hier bei uns im Oberrheingraben Geothermiekraftwerke zu bauen: Man muss tief bohren, um eine ausreichende Temperaturdifferenz zu erreichen, und die Salzlauge, die dann von unten hochkommt, ist hoch korrosiv, sodass die verwendeten Pumpen immer wieder ausgetauscht werden müssen. Nebenbei enthält sie auch radioaktive Stoffe.
Vor diesen ganzen Randbedingungen muss man sich wirklich fragen, ob der Bevölkerung bei dem relativ geringen Nutzen wirklich die ganzen Nachteile, wie unter anderem die Lärmbelästigung und mögliche, wenn auch unwahrscheinliche geologische Nebenwirkungen zugemutet werden müssen.
Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
ein guter Einstieg, doch dann fehlen Ihnen leider Informationen.
Es muss nicht alle 20 Jahre neu gebohrt werden, es wird von Nutzungszeiten von mindestens 40 bis 50 Jahren für die Bohrungen ausgegangen. Ein gutes Beispiel ist die Geothermieanlage im schweizerischen Riehen, die seit über 25 Jahren kontinuierlich läuft. Sie liefert den CO2-freien Anteil an Wärme, und das auch noch ohne staatliche Zuschüsse.
Bei entsprechenden Temperaturen kann die Geothermie neben Wärme auch Strom liefern, wiederum CO2-frei und mit geringem Flächenbedarf. In Riehen oder auch in Bruchsal, wo neben der Stromproduktion auch Wärme zur Versorgung der Bereitschaftspoliziei geliefert wird, ist der Platzbedarf geringer wie ein Fußballfeld.
Ein weitere Punkt ist die Salzlauge sowie die radioaktiven Stoffe, die wieder in den Untergrund, in dieselbe Formation, gepumpt werden, um das System im Gleichgewicht zu halten. Insofern kein Problem an der Oberfläche.
Und zum Schluss die Frage, wo wollen Sie im dicht besiedelten Karlruher Raum ein neues Atromkraftwerk bzw. ein Kohlekraftwerk errichten, oder sollten die Laufzeiten verlängert werden? Bei Kohle haben Sie ein massives CO2-Problem.
Sehr geehrter Herr Schneider,
dass hier im Oberrheingraben alle 20 Jahre neu gebohrt werden muss, sagten die Vertreter der Projektträger selbst bei der Vorstellung des Projekts im Karlsruher Rathaus.
Was die Nutzung der Kernenergie angeht, verstehe ich nicht, warum wir unsere Kernkraftwerke abschalten, obwohl sie noch lange nicht ihr technisches Laufzeitende erreicht haben. Die deutschen Kernkraftwerke gehören zu den sichersten und zu den saubersten der Welt und produzieren nahezu CO2-frei sehr große Mengen an Strom. Ganz in unserer Nähe betreiben unsere europäischen Nachbarn Kernkraftwerksblöcke weiter, die in technischer und sicherheitstechnischer Hinsicht nicht so gut sind wie die, die wir abschalten. Und als nächstes sollen unsere Kohlekraftwerke auch noch abgeschaltet werden, sodass wir hinsichtlich der Grundlast ganz von den Kernkraftwerken unserer Nachbarn abhängig sind. Was hat das noch mit gesundem Menschenverstand zu tun?