Dr. Paul Schmidt: Letzte Chance für CO2-freie Stromerzeugung – mit Kernenergie!

02.04.2025
Zum aktuellen Zwischenergebnis bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD in der Arbeitsgruppe 15 Klima und Energie erklärt der Bundestagsabgeordnete Dr. Paul Schmidt:

Dr. Paul Schmidt: Letzte Chance für CO2-freie Stromerzeugung – mit Kernenergie!

„Die SPD-Verhandlungskommission verspielt gerade die CO2-freie Zukunft der Stromerzeugung, insbesondere im Südwesten Deutschlands. Eine Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke Neckarwestheim 2 und Philippsburg 2 ist jetzt gerade noch möglich. Die industrielle Produktion mit den qualifizierten Arbeitsplätzen hier im Südwesten ist besonders auf günstigen Strom und Versorgungssicherheit angewiesen. In der SPD-Energie-Verhandlungskommission sind aber hauptsächlich Bürgermeister und Abgeordnete aus eher strukturschwachen Regionen und fast ausnahmslos aus Norddeutschland vertreten. Die Interessen der vielen südwestdeutschen Arbeitnehmer haben die bestimmt nicht im Blick.“

Bei den Verhandlungen zur neuen Regierungskoalition stoßen die berechtigten Ansätze von CDU und CSU, den Rückbau der großen deutschen Druckwasserreaktoren zu stoppen und diese wieder zu ertüchtigen, bei den SPD-Verhandlungsführern auf taube Ohren. „Schaut man sich an, wen die SPD da im Bereich ‚Energie und Klima‘ verhandeln lässt, braucht man sich nicht wundern: Atomkraftgegner aus Norddeutschland sind in der Überzahl; der Südwesten Deutschlands, der dringend auf Kernenergie zur Erreichung der Klimaziele und zur Wiederherstellung der Versorgungssicherheit angewiesen ist, gar nicht vertreten“, stellt Dr. Paul Schmidt, Physiker, Bundestagsabgeordneter und Stadtrat aus Karlsruhe fest.

Dabei müsse nun auch dem letzten klar sein, dass die Stromproduktion im Südwesten dauerhaft nur mit Kernenergie CO2-frei und zuverlässig sein kann. Gerade die Abschaltung der beiden großen modernen Druckwasserreaktoren, Philippsburg 2 und Neckarwestheim 2, habe in Baden-Württemberg eine große Lücke in der Stromproduktion hinterlassen, die weder heute noch in Zukunft CO2-neutral zu füllen sei.

Dies bestätigten auch die aktuellen Zahlen des Landesamts für Statistik. Demnach wurden im Jahr 2023 in Baden-Württemberg 62.400 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht. Erzeugt wurden hingegen nur 37.147. Die Nettostrombezüge in Baden-Württemberg sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent auf 25.252 Millionen Kilowattstunden gestiegen. „Da zeigt sich einmal mehr: Man muss die Dinge zu Ende denken. Aus idiologischen Gründen die Kernkraft zu beenden war und ist der falsche Weg“, so Dr. Paul Schmidt.

Baden-Württemberg sei dauerhaft darauf angewiesen, die Stromlücke mit Energie aus dem Ausland zu schließen, was unter anderem Grund für die nun dauerhaft sehr hohen Strompreise im Südwesten sei. Eine echte CO2-Freiheit ohne den Zukauf von Kompensationspapieren sei in Baden-Württemberg ohne die Kernenergie schlicht nicht möglich, auch weil der Südwesten die windärmste Region Deutschlands sei. Bereits vor Jahrzehnten habe man im Süden und Südwesten Deutschlands besonders auf Kernkraft gesetzt, weil der Transport der Kohle über die langen Strecken auf Rhein und Neckar den Kohlestrom seit jeher hier viel teurer gemacht habe als im Norden Deutschlands.

Die Diskussion um die Wiederinbetriebnahme der letzten sechs großen deutschen Druckwasserreaktoren war vor einigen Wochen durch eine Veröffentlichung des Verbands „KernD“ der deutschen Nuklearindustrie neu entfacht worden, in der eine Wiederinbetriebnahme dieser Reaktoren innerhalb der nächsten 5 Jahre in Aussicht gestellt wird. Dr. Paul Schmidt hält die darin gemachten Aussagen zum großen Teil für realistisch: „Wenn die Politik das wirklich will, ist viel mehr möglich als wir heute glauben,“ ist sein Resümee.

Hintergrund

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat in einer Pressemeldung vom 10. März 2025 aktuelle Zahlen zur Energieproduktion in Baden-Württemberg veröffentlicht. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes betrug die Bruttostromerzeugung im Jahr 2023 in Baden-Württemberg 37.147 Millionen Kilowattstunden. Der Bruttostromverbrauch in Baden-Württemberg betrug 2023 insgesamt 62.400 Millionen Kilowattstunden. Gegenüber dem Vorjahr ging die Stromerzeugung im Land um 31 Prozent zurück. Der Rückgang ist vor allem auf die Abschaltung des Kernkraftwerks Neckarwestheim 2 im April 2023 zurückzuführen.

Im Jahr 2022 erzeugte das Kernkraftwerk Neckarwestheim 2 knapp 11.000 Millionen Kilowattstunden Strom. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Stromerzeugung aus Kernenergie 2023 um 83 Prozent zurückgegangen und erreichte einen Anteil von 5 Prozent an der gesamten Bruttostromerzeugung im Land. Die Nettostrombezüge in Baden-Württemberg sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent auf 25.252 Millionen Kilowattstunden gestiegen. Aufgrund der gegenüber dem Vorjahr stark zurückgegangenen Stromerzeugung wurde 2023 deutlich mehr Strom per Saldo aus anderen Bundesländern und dem Ausland eingeführt als 2022.

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