Der Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel am 28. April 2025 hat auch in Deutschland viele Fragen ausgelöst. Anlass für die Bundestagsfraktion der Alternative für Deutschland (AfD), die Bundesregierung zu möglichen Lehren aus dem Stromausfall zu befragen. „Unsere Kleine Anfrage zeigt, dass die Bundesregierung die komplexen Fragen beim Stromnetz auf dem Schirm hat. Das ist zu begrüßen“, sagt der Bundestagsabgeordnete Dr. Paul Schmidt.
Es zeige sich nach Einschätzung von Schmidt aber auch, dass stabile Stromversorgung ohne Kernkraftwerke eine echte Herausforderung sei, insbesondere in Zeiten der Energiewende. Große Kraftwerke könnten das Netz stabilisieren, würden aber zurückgebaut. Der Bürger interessiere sich zwar mehr für den Strompreis – aber ohne sichere und stabile Netze gehe nichts. Die Bundesregierung müsse dieses Thema mit Nachdruck bearbeiten, damit die Versorgungssicherheit in Deutschland wieder das aus Kernkraftzeiten gewohnte hohe Niveau erreiche.
Kernkraftwerke hätten in Deutschland über Jahrzehnte lang viel Nötiges mitgeliefert, das deshalb in der breiteren öffentlichen Diskussion bisher kaum eine Rolle gespielt habe: Blindleistung, Primärregelung und Momentanreserve. So seien die Defizite von Photovoltaik und Windkraft effektiv ausgeglichen worden. Nun würden komplexe Verrechnungssysteme entwickelt, um mit neuer Technologie Probleme zu lösen, die durch den Ausstieg aus der Kernenergie erst entstanden seien. Durch den immer größer werdenden Stromanteil von Photovoltaik und Wind würden diese Probleme immer größer.
Blindleistung, Primärregelung und Momentanreserve aus anderen Quellen als Kernenergie im erforderlichen Ausmaß bereitzustellen sei eine echte Herausforderung. „Wir werden dabei noch stärker abhängig von unseren Nachbarländern, denn insbesondere für die erforderliche Momentanreserve reichen die verbliebenen deutschen Kohlekraftwerke nicht aus“, so Dr. Paul Schmidt. Das führe dazu, dass Deutschland nicht nur mehr Strom, sondern auch Primärregelung und Momentanreserve aus französischen Kernkraftwerken und polnischen Kohlekraftwerken kaufen müsse.
Die Bundesregierung schlägt vor, Batteriespeicher umzuwidmen. „Das bedeutet, dass der Strom morgens und abends und bei Flaute noch mal teurer wird“, so Dr. Paul Schmidt. Das ganze Vorhaben werde insgesamt noch einige Zeit in Anspruch nehmen und Verbraucher und Steuerzahler am Ende beträchtliche zusätzliche Summen kosten. Obwohl mehrfach danach gefragt, machte die Bundesregierung keine Angaben zu den erwarteten Kosten.
In der Kleinen Anfrage hatte die AfD-Bundestagsfraktion mit 38 Fragen auch zahlreiche technische Details abgefragt. Die Bundesregierung sieht vor allem die Betreiber der Übertragungs- und Verteilnetze in der Pflicht, sichere Stromnetze zu betreiben. Die Bundesregierung will dazu zusätzliche Vergütungsmodelle für Blindleistung, Primärregelung und Momentanreserve einführen. Rechtsgrundlage ist unter anderem das Energiewirtschaftsgesetz.
Ausgangspunkt für die Kleine Anfrage war der Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel. Dort war über Stunden in vielen Regionen kein Strom verfügbar. Zudem wurde Spanien vom europäischen Stromverbund getrennt. Die genaue Ursachenforschung ist noch nicht abgeschlossen, aber der hohe Anteil von etwa 60 Prozent Photovoltaik kurz vor dem Blackout hat sicherlich zur Destabilisierung des Netzes beigetragen.